Motorcycle/ Rennstrecke/ Flaggen

Thu, 13 Sep. 2018     Thomas Bendler     ~ 9 min to read

Die Flaggen auf der Rennstrecke dienen im Grunde als eine Art Smartphone für die Rennleitung/ Streckenposten um mit dem Rennfahrer zu “sprechen” bzw. in Kontakt zu treten. Leider kann der Rennfahrer nicht wie bei einem normalen Smartphone antworten, das ist aber nicht schlimm da der Sinn weniger ein lockeres Kaffeekränzchen ist als vielmehr ein Hinweis ist der auf jeden Fall ernst zu nehmen ist (ohne Diskussion, deswegen ist die Antwort des Rennfahrers auch nicht wichtig).

Um möglichst schnell und intuitiv zu wissen was die Rennleitung respektive die Streckenposten von einem wollen, sind die Flaggen international weitestgehend normiert, also überall gleich. Jetzt wäre es natürlich blöd wenn die Normierung geheim wäre und nur ausgewählte Zeremonienmeister wissen würden was die Flaggen bedeuten, daher hat man die Flaggen und deren Bedeutung offiziell dokumentiert im Anhang H zum Internationalen Sportgesetz der FIA. Wem meine folgende Übersicht nicht zusagt, sie zu kurz findet oder es generell ganz genau wissen will kann sich den Anhang H beim DMSB im Download Bereich herunterladen.

Farben

So, erst einmal genug der vielen langen und kurzen Worte, beginnen wir zuerst mit den Farben (Überraschung, auch die sind nicht zufällig):

  Pantone: 186C (Rot)
  Pantone: YellowC (Gelb)
  Pantone: 348C (Grün)
  Pantone: 298C (Hellblau)
  Pantone: BlackC (Schwarz)
  Pantone: 151C (Orange)
  Pantone: N/A (Weiß)

Größe

Natürlich sind nicht nur die Farben standardisiert, die Größe ist es selbstverständlich genauso. Die Flaggen haben eine Größe von mindestens 60 cm × 80 cm, die rote Flagge und die karierte Flagge sind mindestens 80 cm × 100 cm groß. In einigen Rennserien, z.B. in die Formel 1, werden die Flaggensignale dem Fahrer zusätzlich im Cockpit auf dem Fahrerdisplay angezeigt. Des Weiteren gibt es Rennstrecken die neben den Flaggen auch Leucht-Tafeln am Streckenrand nutzen um die Signale anzuzeigen. Das erhöht zum einen generell die Sichtbarkeit der Signale, zum anderen ist es oft wie z.B. bei Langstrecken Rennen in der Nacht die einzige Möglichkeit die Flaggensignale zuverlässig sehen zu können.

Schwarz/Weiß karierte Flagge

Jetzt wo die Farben kein Geheimnis mehr sind, können wir uns um die eigentlichen Flaggen kümmern. Die berühmteste Flagge dürfte die schwarz/weiß karierte sein die man auch als “Checkered Flag” kennt. Hierbei handelt es sich um die Zielflagge und die Flagge bedeutet, das Rennen/Training bzw. die Session ist beendet. Da sie im Ziel gezeigt wird müssen die Teilnehmer in der Regel noch die sogenannte Auslaufrunde fahren. Hier gilt Überholverbot und deutlich reduzierte Geschwindigkeit. Es kommt nicht selten vor das z.B. Streckenposten mit den Fahrern die erbrachten Leistungen feiern wollen und das tun in dem sie am Streckenrand stehen und applaudieren. Es wäre unhöflich gegenüber den Streckenposten wenn man in der Auslaufrunde mit maximaler Geschwindigkeit die Kontrolle über sein Fahrzeug verlieren würde und in Folge dessen die Streckenposten als Kegel missbraucht.

Nationalflagge

Um ein Rennen abwinken zu können muss man es natürlich erst mal starten. Dazu kommt die Nationalflagge zum Einsatz. Wenn sie gesenkt wird, beginnt das Rennen. Umgangssprachlich nennt man sie daher auch Startflagge. Mit dem Einzug der modernen Technik auch im Rennsport ist man allerdings auf vielen Strecken dazu übergegangen Startampeln zu nutzen. Die Ampel startet einen Countdown und sobald sie erlischt startet das Rennen. In einigen Serien sind Startampeln bereits vorgeschrieben und Startflaggen dürfen nicht mehr benutzt werden.

Rote Flagge

Ist es nicht möglich das Rennen oder Training zu beenden weil es sich z.B. einige Fahrer liegender Weise auf der Strecke gemütlich gemacht haben, wird die rote Flagge geschwenkt. Sie bedeutet dass das Rennen oder Training unterbrochen oder komplett abgebrochen wurde. Es gelten dieselben Regeln wie in der Auslaufrunde, Überholverbot, reduzierte Geschwindigkeit und Strecke verlassen (also am Ausgang). Da die rote Flagge oftmals bedeutet das medizinisches Personal auf der Strecke erforderlich ist sollte beim Verlassen der Strecke nicht getrödelt werden. Erst wenn die Strecke frei ist kann das medizinische Personal auf die Strecke, daher soweit reduzierte Geschwindigkeit das man niemanden der ggf. auf der Strecke ist gefährdet, aber ausreichend zügig um die Strecke schnell zu räumen.

Gelbe Flagge

Neben der roten Flagge kommt häufig die gelbe Flagge zum Einsatz. Sie macht auf eine Gefahrensituation auf der Strecke aufmerksam. Das bedeutet, nicht mehr hundert Prozent fahren (mehr als 90% sollten es in der Gelb Zone nicht mehr sein), Überholverbot und erhöhte Wachsamkeit. Wird die gelbe Flagge doppelt geschwenkt heißt das große Gefahr. Die Strecke ist teilweise oder ganz gesperrt, es befinden sind Personen auf der Strecke oder ähnliches. Sei bereit anzuhalten!

Grüne Flagge

Meistens gilt die gelbe Flagge nur für einen bestimmten Streckenabschnitt, z.B. Sektor 2. Damit der Fahrer weiß das die gelbe Flagge nicht mehr gilt und er sich gewohnt eloquent daneben benehmen kann, gibt es eine grüne Flagge. Ähnlich der Aufforderung an der Ampel wenn grün gezeigt wird einen Kavalierstart hinzulegen heißt auch auf der Rennstrecke das grüne Signal, alles gut, ab jetzt wieder volle Kraft voraus!

Blaue Flagge

Die blaue Flagge wird dem Fahrer gezeigt der gerade nicht seinen besten Tag hat und daher nicht ganz so schnell unterwegs ist. Bekommt er die blaue Flagge zu sehen heißt das, von hinten kommt der Fahrer mit dem Sahne-Tag und möchte überholen. Dem Fahrer mit dem Sahne-Tag ist das Überholen zu ermöglichen. Wie man das macht bleibt einem selbst überlassen, man sollte aber darauf achten das man keinen Unfall dabei verursacht. Das geht leider schneller als man denkt, also keine hastigen Richtungswechsel oder abruptes bremsen. Am elegantesten geht es wenn man beim Anbremsen in die nächste Kurve ein bisschen weit geht und dem schnelleren Fahrer die Möglichkeit gibt sicher innen durchzuschlüpfen. Eine andere Variante ist beim beschleunigen auf die nächste Gerade nicht voll durchzuziehen sondern stattdessen ein bisschen früher zu schalten so das der schnellere ohne Stress überholen kann.

Gelb/Rot gestreifte Flagge

Diese Flagge zeigt dem Fahrer, Achtung, hier wird es rutschig. Einzeln gezeigt bedeutet es meisten das an der Stelle Öl auf der Strecke ist. Daher wird sie auch gerne Ölflagge genannt. Beginnt es zu regnen wird sie allerdings auch gezeigt oder falls Bob der Baumeister Sand auf der Strecke vergessen hat natürlich auch. Also bei allem was den Grip auf der Strecke deutlich reduziert.

Schwarze Flagge plus Schild mit Startnummer

Die schwarze Flagge gibt es in unterschiedlichen Ausführungen. Allerdings bedeuten alle Varianten für den Fahrer dessen Nummer auf dem Schild steht das selbe, das Rennen ist erst mal vorbei und der Fahrer muss in die Box fahren. Einen Hinweis darauf was schief gelaufen ist gibt der Variante der schwarzen Flagge. Hat die Flagge einen orangenen Kreis, auch Spiegelei-Flagge genannt, bedeutet dies das es ein technisches Problem am Fahrzeug gibt (z.B. ist irgendwas lose und würde wenn es abfällt andere Teilnehmer gefährden). Die komplett schwarze Flagge bedeutet das der Fahrer disqualifiziert wurde und er das Rennen nicht mehr fortsetzten darf. Den Grund dafür sollte man idealerweise schon kennen, er wird einem aber auch nochmal von den Rennkommissaren mitgeteilt. Eine Ausnahme ist die schwarz/weiße Flagge, diagonal getrennt. Diese Flagge verwarnt den Fahrer nach unsportlichem Verhalten, im Volksmund wird sie daher auch gerne Rüpel-Flagge genannt.

Safety Car Flaggen

Als Hobbyrennfahren ist mit den gerade vorgestellten Flaggen gut bedient, mehr wird man auf den normalen Spaßveranstaltungen nicht sehen und erleben. Es gibt aber natürlich noch ein paar mehr Flaggen die aber hauptsächlich im professionellen Motorsport genutzt werden. Dazu zählt die gelbe Flagge mit einem der SC (Safety Car) Schilder. Beim traditionellen SC Schild ist das Safety Car auf der Strecke, es gilt Überholverbot und auch das Safety Car darf nicht überholt werden. Zusätzlich zum SC Schild kommt mittlerweile eine VSC Schild zum Einsatz. Hierbei handelt es sich um ein virtuelles Safety Car und bedeutet für den Fahrer das er gewisse, vorher festgelegte Zeiten pro Sektor nicht unterschreiten darf. Die alternative zum VSC ist das FCY (Full Course Yellow), hier gilt auf der gesamten Strecke ein einheitliches Tempolimit (z.B. 80km/h). Bei einigen Veranstaltungen (z.B. bei Kursen die sehr lang sind) wird das Prinzip um sogenannte Slow Zones erweitert, hier gilt das Tempolimit nur für einzelne Abschnitte der Strecke. Eine weitere Möglichkeit auf klassische Safety Cars zu verzichten ist die sogenannte Code-60-Flagge, sie zeigt ein generelles Tempolimit von 60km/h auf der gesamten Rennstrecke an.

Weiße Flaggen

Zu guter Letzt möchte ich noch die weiße Flagge erwähnen. Sie kommt zum Einsatz wenn sich ein deutlich langsameres Fahrzeug auf der Strecke befindet, z.B. ein Krankenwagen, ein Kran, ein Abschleppwagen oder ähnliches. Ein Sonderfall der weißen Flagge ist die weiße Flagge mit rotem Kreuz. Sie bedeutet das der Rettungsdienst oder Arzt auf der Strecke ist und gerne nicht umgefahren würde. Also auch hier gilt wie bei der doppelt geschwenkten gelben Flagge, Achtung, bereit sein anzuhalten.

Pro-Tipp: Als Hobbyfahrer muss man nicht jede exotische Flagge kennen, jeder Veranstalter schreibt normalerweise in seinen Teilnahmebedingungen welche Flaggen zum Einsatz kommen oder sagt es bei der Fahrerbesprechung. Wichtig ist aber, die Flaggen die zum Einsatz kommen sollte man kennen und noch viel wichtiger, auch beachten. Es ist schon öfter vorgekommen das hochmotivierte Kollegen bei Gelb auf der letzten Rille überholenderweise an einem vorbeigeschossen kommen. Leider endet das auch öfter mal in schweren Unfällen. Das ist Mist und unschön für jeden, für die im Krankenhaus liegen, die die sie dahin fahren müssen und für alle anderen Teilnehmer denen teure Fahrzeit fehlt!



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