Motorcycle/ Allgemein/ Einsteiger Bike

Mon, 24 Feb. 2020     Thomas Bendler     ~ 6 min to read

Wenn man sich länger und intensiver mit dem Motorrad fahren beschäftigt und das nicht nur heimlich im stillen Kämmerchen macht, kommt über kurz oder lang der Moment wo jemand einen Ratschlag zu dem Thema haben möchte. Überraschenderweise, oder vielleicht auch nicht, sind die Fragen weniger im Bereich wie finde ich eine weitere Zehntel auf der Rennstrecke angesiedelt, sondern eher von der Sorte, was ist ein gutes Einsteiger-Bike. Natürlich lassen sich solche Fragen nicht pauschal beantworten, jeder Mensch ist anders und von daher auch das passende Motorrad. Nichtsdestotrotz gibt es auch Gemeinsamkeiten, die ich hier zusammengetragen habe.

Hinweis in eigener Sache: Wie gewöhnlich handelt es sich hier um meine Einschätzung was ein gutes Einsteiger-Bike ausmacht und was nicht. Fragt man jemand anderes wäre ich eher überrascht, wenn die Antwort hundertprozentig meiner Meinung entsprechen würde, ich versuche aber meine Meinung so gut es geht zu begründen. Vielleicht hilft es ja bei der Auswahl.

Gleich vorweg, ich werde kein konkretes Motorrad empfehlen. Sollte ich ein Motorrad nennen, so ist das lediglich zur Anschauung gedacht. Es gibt meistens diverse Motorräder anderer Hersteller, die dem genannten Motorrad ähnlich sind und welches einem selber passt oder nicht hatten wir ja schon. Also, was macht nun ein gutes Einsteiger-Motorrad aus?

Bevor es losgeht möchte ich zuerst die Frage klären, was ist eigentlich ein Einsteiger bzw. was verstehe ich darunter? Diese Frage wird meistens mit Führerschein-Neulingen gleichgesetzt, umfasst meiner Meinung nach aber mehr. Auch Biker (m/w/d) die zwar keine Führerschein-Neulinge sind aber länger nicht mehr gefahren sind gehören dazu. Ebenfalls Einsteiger sind für mich Biker die zwar schon länger Motorrad fahren aber denen die nötige Routine fehlt oder die noch sehr ängstlich unterwegs sind. Diese Gruppe ist aus meiner Sicht mit einem Einsteiger-Bike am besten bedient.

Fangen wir also mit dem Motorrad-Typ an. Es gibt eine riesige Auswahl an unterschiedlichen Typen, vom Chopper über Enduros bis hin zu Rennmaschinen. Allen gemein ist das sie für spezielle Einsatzzwecke konzipiert wurden wo sie besonders gut funktionieren. Eine Rennmaschine funktioniert, wie der Namen schon vermuten lässt, auf einer Rennstrecke sehr gut. Im normalen Straßenverkehr funktionieren die Maschinen eher mittelprächtig. Man sitzt stark nach vorn gebeugt was auf Dauer recht anstrengend wird, die Sicht ist Aufgrund der niedrigen Kopfhaltung auch nicht so gut und besonders gut lenken lässt sie sich Aufgrund der aerodynamischen Lenkerstellung ebenfalls nicht. Auf der Rennstrecke sind die Maschinen allerdings erste Sahne da sie dort alle ihre Stärken ausspielen kann. Diese Liste ließe sich jetzt beliebig fortsetzten, ich kürze aber ein bisschen ab und komme gleich zu dem Typ, der aus meiner Sicht für Einsteiger am besten geeignet ist, das klassische Naked-Bike. Dieser Typ kann eigentlich nichts wirklich exzellent, hat aber auch keine gravierenden Schwächen und stellt somit das beste Gesamtpaket zur Verfügung. Man sitzt relativ aufrecht was ein entspanntes Fahren ermöglicht. Durch die aufrechte Position lässt sich vorausschauend fahren da man recht problemlos über die Dächer der vor einem fahrenden Auto schauen kann. Ebenfalls vereinfacht der meist recht breite Lenker das Steuern. Grundsätzlich bietet eine Enduro diese Eigenschaften auch und ist meistens sogar noch leichter, allerdings ist das Fahren mit Geländereifen speziell auf normaler Straße schwieriger, zum anderen ist auch die sehr hohe Sitzposition und der lange Federweg nicht wirklich Einsteiger tauglich.

Ein weiterer Punkt ist das Fahrzeuggewicht. Grundsätzlich gilt, je leichter desto besser. Je mehr Kilo bewegt werden müssen desto wichtiger ist es technisch sauber zu fahren was gerade in Gefahrensituationen Einsteiger oft vor große Probleme stellt. Ein leichtes Motorrad bedeutet zwar nicht das es auf die Technik beim Fahren nicht mehr ankommt, aber ein leichtes Motorrad verzeiht Technik Fehler eher.

Aus dem Thema Gewicht lässt sich noch ein weiteres Thema ableiten, die Frage nach der Leistung. Während speziell der männliche Biker meistens nach dem Bike mit den besten Werten im Motorrad-Quartett Ausschau hält, ist auch hier ein bisschen Zurückhaltung für Einsteiger sinnvoll. Grundsätzlich gilt, je mehr Hubraum ein Motor hat desto schwerer wird das Bike was wir ja nicht wollen. Des Weiteren gilt, je mehr Leistung ein Motorrad hat, desto schneller ist der Einsteiger damit überfordert. Selbst erfahrende Biker wären bei den aktuellen 200PS Raketen ohne die regelnde Elektronik schnell überfordert. Um das zu verdeutlichen möchte ich als Beispiel die Yamaha MT-03 nehmen. Die Maschine hat ein Zylinder und 321 Kubikzentimeter Hubraum bei ein bisschen über 40PS. Das sind Werte die am Biker-Stammtisch gerne als Spielzeug verspottet werden. Führt man sich nun aber vor Augen das diese Leistung bereits ausreicht um die Maschine innerhalb von 5,6 Sekunden von 0 auf 100km/h zu beschleunigen und das wir hier über Fahrleistungen eines Porsche Cayman reden, relativiert sich die Spielzeug Einstufung recht schnell. Speziell für Einsteiger sind aus meiner Sicht solche Fahrleistungen vollkommen ausreichend und, positiver Nebeneffekt, die Maschinen sind meistens auch deutlich kostengünstiger.

Zu guter Letzt möchte ich noch auf das Thema Elektronik zu sprechen kommen. Auch hier findet man am Biker-Stammtisch immer zwei, drei Biker der Spezies Höhlenmann. Meistens bereits leicht ergraut erfreuen sie das umstehende Publikum mit Anekdoten aus dem Biker-Leben kurz bevor das römische Reich erstarkte. Ihnen gemein ist meistens das sie den Übergang von verbleiten auf nicht verbleites Benzin innerlich noch nicht wirklich verarbeitet haben und auch per se alles ablehnen was im Entferntesten mit dem Teufelszeug Strom zu tun hat. ABS/ Traktionskontrolle und ähnliches wird hier selbstverständlich als völlig überflüssig abgetan. Allerdings sollte man aus meiner Sicht die Anekdoten dieser (meistens) Herren eher als das empfinden was sie sind, Geschichten, die das geneigte Publikum erfreuen soll. Hat man also als Einsteiger die Wahl zwischen einem Motorrad mit und ohne ABS sollte man auf jeden Fall das Motorrad mit ABS nehmen. Selbiges gilt für alle anderen elektronischen Helferlein. Sie erhöhen die Sicherheit da sie in Gefahrensituationen den Fahrer unterstützen und von ihm weniger Aufmerksamkeit für Dinge einfordern die die Elektronik (noch) besser kann.

Ich hoffe ich konnte euch ein paar Tipps zum Thema Einsteiger-Bike geben, falls ich etwas vergessen habe lasst es mich gerne wissen, ich werde es dann hinzufügen, wenn es mir wichtig erscheint.



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