Motorcycle/ Allgemein/ Pitbike

Tue, 15 Sep. 2020     Thomas Bendler     ~ 6 min to read

Irgendwann, so um Anfang 2018 wenn ich mich richtig erinnere (ich werde langsam alt), hatte ich durch Zufall von einem Pitbike Event auf einer Kartbahn im wunderschönen Osten der Republik erfahren. Nun, es war eigentlich kein richtiges Pitbike Event für Jedermann sondern mehr so ein Event für Leute die bereits ein Pitbike besitzen und wo es schlussendlich auch mehr darum ging daraus eine Art regelmäßige Rennserie zu machen. Nichtsdestotrotz hatte ich einfach mal angerufen und gefragt, ob es denn auch ein Pitbike zum Ausleihen gibt. Das war zwar nicht vorgesehen, aber der Veranstalter war so nett mich auf seinem Bike mitfahren zu lassen. Das Ganze fand dann in einer recht alten, dunklen Karthalle statt die ihre besten Jahre wohl schon seit geraumer Zeit hinter sich hatte. So blieb dann am Ende die Erkenntnis, dunkle Halle mit dunklem Visier ist mäßig prickelnd, es ist ganz schön anstrengend und das Pitbike selber ist ein kleines, wackliges Biest dessen Beherrschung mir nicht sonderlich leicht viel. Allerdings, es hat trotzdem eine Menge Spaß gemacht, auch wenn ich mit dem Resultat meiner Bemühungen eher nicht so zufrieden war. Da ich in der Folge nicht plante mir ein eigenes Pitbike zu kaufen (die Dinger sind dann doch recht teuer, selbst dann, wenn man “nur” ein gebrauchtes Pitbike kaufen möchte), legte ich das Erlebnis erst einmal wieder zu den Akten.

Wie es der Zufall dann aber so will, bin ich anderthalb Jahre später über ein Event bei Race and Fun gestolpert bei dem auch Leihbikes angeboten wurden und das, umso besser, in der Ralf Schumacher Karthalle stattgefunden hat in die ich sonst gerne mal zum Kart fahren gehe. Da ich (vermutlich wieder Aufgrund des Alters) mich nur noch an “das macht eine Menge Spaß” erinnern konnte, war der Klick auf den buchen Button im entsprechenden Buchungssystem schnell erledigt.

Am Tag des Events stand ich dann erwartungsvoll in voller Montur bei der Einweisung. Nachdem ich die erste Session gefahren bin erinnerte ich mich dann auch augenblicklich wieder an die Dinge neben “das macht eine Menge Spaß”. Zwar war die Event Location über jeden Zweifel erhaben und auch an der Organisation respektive am Material gab es nichts zu kritisieren, ich fuhr aber immer noch wie ein Uhu. Es wackelte ordentlich, es war furchtbar anstrengend und zu allem Überfluss war ich auch noch richtig langsam (trotz mittlerweile mehrjähriger Rennstrecken Erfahrung). Diesmal allerdings, wahrscheinlich auch geschuldet der Tatsache das Anfänger integraler Bestandteil dieses Pitbike Events sind, gab es anschließend eine Fahrerbesprechung mit dem Race and Fun Chef Knut höchstpersönlich. Warum das so wichtig war, erzähle ich gleich noch. Nach vielen weiteren Events derselben Event-Reihe kann ich sagen, “es macht immer noch eine Menge Spaß”, es ist immer noch ganz schön anstrengend und man beendet jedes Event mit einem breiten Lächeln.


Race & Fun Event im Ralf Schumacher Kartcenter
Race & Fun Event im Ralf Schumacher Kartcenter

Zurück also zu der eingangs erwähnten Fahrerbesprechung und warum ich die Pitbike Geschichte auch als Ergänzung zur Rennstrecke mittlerweile für sehr sinnvoll halte. Knut sagte während der Fahrerbesprechung an irgendeiner Stelle sinngemäß nachdem auch andere Piloten angemerkt hatten das Pitbikes ganz schön wackelig sind (ich hatte schon Angst ich wäre der Einzige dem das auffällt), dass das Pitbike Fehler aufdeckt die beim Fahren einer “normal großen” Rennmaschine nicht so auffallen. Mit Fehler war in dem Zusammenhang natürlich nicht unbedingt so sehr die verwendete Technik gemeint als mehr der Fahrer selber und welche Auswirkungen es hat was er denn so auf dem Bike tut (egal ob große oder kleine Maschine).

Mir kam dort spontan das Ski fahren Thema wieder in den Sinn. Ich habe relativ früh mit dem Ski fahren begonnen und war auf den normalen Brettern bzw. dann irgendwann den Carving Ski recht flott unterwegs. Das änderte sich schlagartig als ich dann zum Tiefschnee Fahren ins Gelände abgebogen bin, auf einmal lief es aber mal so etwas von gar nicht mehr. Mein damaliger Ski-Guide hat dann sogenannte Bigfoots mitgebracht (Skier die so ca. einen knappen Meter lang sind) und mir gesagt, wir schauen jetzt erst mal ob du beim Ski fahren wirklich alles richtig machst oder ob du nur so tust. Hintergrund ist, die richtige bzw. mehr die falsche Balance auf den Skiern wird durch die langen Latten gut kaschiert. Ob mein Schwerpunkt nun ein bisschen zu weit vorne ist oder ein bisschen zu weit hinten spielt eigentlich keine große Rolle, es funktioniert trotzdem irgendwie außer halt, es geht ins Gelände. Mit den kurzen Skiern ist das aber gleich eine komplett andere Nummer, entweder der Schwerpunkt passt oder man liegt auf der Nase. Der Schwerpunkt wird auch nicht passen, wenn man z.B. nicht die richtige Kniebeugung einnimmt.


Race & Fun Event im Ralf Schumacher Kartcenter
Race & Fun Event im Ralf Schumacher Kartcenter

Auf dem Pitbike verhält es sich vom Grundprinzip her recht ähnlich, während die “große” Maschine relativ viel verzeiht, bekommt man auf dem Pitbike ein direktes Feedback wenn man irgendwas falsch macht. Das Wackeln zum Beispiel ist eine direkte Folge des fehlenden Knieschlusses. Ist also keines meiner Knie am Tank, fängt das Pitbike mächtig an zu wackeln. Gemeint ist hier übrigens nicht das Knie irgendwo, dekorativ in der Nähe des Tanks, sondern am Tank mit Druck gegen den Tank. Man kann das unterschiedlich Fahrverhalten ganz gut spüren wenn man z.B. auf einer Geraden mal die Knie vom Tank nimmt. Hat man das Wackeln dann irgendwann in den Griff bekommen, kommen weitere Themen wie z.B. die Linienwahl wieder auf den Tisch. Wie fahre ich ein Pitbike durch die Kurven ohne zu viel Schwung zu verlieren (die haben halt keine hundert oder mehr PS) und das auch noch mit möglichst gleichmäßiger Gasgriff Stellung (Stichwort: Stützgas)? Wie war das noch mit dem hinter schneiden von Kurven? Die Nummer mit dem Druck auf den Fußrasten, wie ging das denn noch richtig?

Pro-Tipp: Schlussendlich gibt es einfach viele Kleinigkeiten die man beim Fahren unbewusst und manchmal auch bewusst falsch macht, die aber auf den großen Maschinen nicht über die Gebühr auffallen. Das Fahren mit einem Pitbike ruft einem diese kleinen Fehler plastisch in Erinnerung und führt idealerweise dazu, dass man diese Fehler nicht mehr macht. Aus diesem Grund halte ich das Pitbike fahren für eine ideale Ergänzung zum “normalen” Motorrad fahren … und eine Menge Spaß macht es obendrein.



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